Maria Lichtenegger + Harald Wawrzyniak - Plastik unser

analoge/digitale Fotografie, Digitaldruck auf Alu Dibond
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Der Anstieg der Relevanz umweltpolitischer Themen im öffentlichen Diskurs erzeugt den Eindruck, dass der Wert der Natur durchaus erkannt wird. Es ist hip geworden, sich zu engagieren. Längst Verlorenes wird reproduziert, um dem Wissen um die Vergangenheit mehr Bedeutung zu verleihen. Gleichzeitig bereitet man sich auf die unausweichliche Katastrophe vor, die man heute noch Zukunft nennt. Gegenwärtig Vorhandenes ist allerdings im Verschwinden begriffen, was unserer Aufmerksamkeit zu entgehen scheint. Viel lieber imitieren wir Natur um uns wohler zu fühlen. Gefügig. Unter unserer Kontrolle.

Nach unseren Vorstellungen und Wünschen. Es macht den Anschein, als haben wir Angst vor der Vergänglichkeit. Wir schaffen uns Natur aus Plastik, unechte Natur.

Denn Plastik ist geduldig. Plastik ist beständig.
Es stirbt nicht aus, verwelkt nicht. Plastik ist nicht sterblich. Wir sind es.
Und wir helfen nach.
Tatkräftig.

Die Arbeit behandelt den Umgang des Menschen mit der Natur. Dabei wollen wir uns davor hüten, uns mit erhobenem Zeigefinger unter jene Hypokriten zu mischen, die publikumswirksam mit schockierenden Bildern von Müllbergen um sich werfen und anschliessend einen Latte „To go“ und einzeln verpackten Toastkäse in ihr biologisch abbaubares Einkaufssackerl legen. Denn ganz ehrlich: Wer hat sich noch nicht dabei ertappt, genau das zu tun? Uns geht es nicht um schlechtes Gewissen, auch wenn dieses angebracht ist.
Wir müssen unser Verhältnis zur Natur grundlegend überdenken. Denn wer sind wir eigentlich?
Was sind wir, wenn nicht die Natur selbst, die wir zugrunde richten?
Die Beziehung der modernen Gesellschaft zur Natur beschäftigte uns in unterschiedlicher Intensität immer wieder, sowohl in der Fotografie als auch abseits davon. Dass sich die Bedeutung unserer Arbeit, deren Idee und Konzeption um den Jahreswechsel herum entstand, innerhalb kürzester Zeit um diesen dramatischen Aspekt erweitern würde, konnten wir natürlich nicht ahnen.
Wir sprachen von einer unausweichlichen Katastrophe, die in der Zukunft liege, und wähnten uns wohl, wie der Rest der Welt, noch in Sicherheit. Auch wir wurden eines Besseren belehrt, sehen uns dadurch aber in unserer Überzeugung bestärkt: Umweltschutz ist kein Akt der Nächstenliebe, Zeitvertreib für unverbesserliche Idealisten oder Online-Content für hippe Influencer. Es geht dabei darum, unsere eigene Haut zu retten.

Uns bleibt die Hoffnung – mag sie auch naiv sein – dass wir als Menschen vereint aus dieser Krise hervorgehen. Mit einem stärkeren Willen denn je, unseren Teil auf dieser von uns für selbstverständlich erachteten Welt beizutragen.

Liebe Grüsse, Maria und Harald

 

maria+harald